Grob gesagt, lassen sich die Abweichungen auf anatomische und hormonelle Unterschiede zurückführen. So ist bei Frauen die Hörschnecke im Durchschnitt kürzer und der Kopf kleiner. Die Hörschnecke verarbeitet daher den Schall schneller und Frauen fällt es leichter, hohe und leise Töne wahrzunehmen. Im Gegenzug tun sich Frauen mit dem Richtungshören schwerer.
Männer punkten beim selektiven Hören
Auch beim selektiven Hören haben Männer die Nase vorn. Bei ihnen ist die Fähigkeit des Gehirns, Hintergrundgeräusche in einer lauten Umgebung aus dem Bewusstsein auszublenden, besser ausgeprägt als bei Frauen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Cocktailparty-Effekt. Mittlerweile berücksichtigen erste Unternehmen diese Unterschiede auch bei der Entwicklung von Hörgeräten und es gibt bereits Geräte, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind.
Die Hörschwelle, sprich die Hörfähigkeit, sinkt bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren deutlich langsamer als bei Männern. Auch die Entwicklung einer Hochtonschwerhörigkeit setzt bei Männern eindeutig früher ein als bei Frauen. Dies lässt sich einerseits damit erklären, dass Männer häufiger Lärm am Arbeitsplatz ausgesetzt sind und vermehrt lärmintensive Berufe ergreifen.
Östrogene halten Hörverlust auf
Darüber hinaus scheinen weibliche Hormone eine Schutzfunktion auf die Rezeptoren im Hörorgan auszuüben. Zumindest bis zu den Wechseljahren dämmen die Östrogene den Verschleiß der kleinen Hörzellen im Innenohr ein, der für den lärm- und altersbedingten Hörverlust verantwortlich ist. Im höheren Alter gleicht sich das männliche und weibliche Hörvermögen wieder an. Frauen erfahren in oder nach den Wechseljahren manchmal eine rapide Verschlechterung ihrer Hörleistung. Schwedische Forscher haben übrigens herausgefunden, dass auch eine Hormonersatztherapie vor Schwerhörigkeit schützt. Demnach entwickeln Frauen, die keine Hormonersatztherapie einnehmen, mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Hörverlust als Frauen, die sich einer solchen Therapie unterziehen.