Bei der Erdnuss können schon Mengen im Mikrogramm-Bereich ausreichen, um bei Allergikern starke bis lebensbedrohliche Reaktionen auszulösen. Die aus Südamerika stammende Erdnuss belegt Platz eins als Verursacher von nahrungsmittelbedingten Anaphylaxien (allergischen Schocks) im Kindesalter. Rund drei Prozent der Kinder in Industriestaaten sind von einer Erdnussallergie betroffen.
Überreaktion des Immunsystems
Bei der primären Erdnussallergie reagieren die Betroffenen auf bestimmte Eiweiße in der Erdnuss. Das Immunsystem hält diese Eiweiße fälschlicherweise für bedrohlich und löst allergische Reaktionen aus. Die primäre Allergie entwickelt sich häufig im Kindesalter und bleibt bei 80 Prozent der Betroffenen ein Leben lang bestehen. Bei der sekundären Erdnussallergie liegt ursprünglich eine Allergie gegen Birken- oder Gräserpollen vor, deren Eiweiße denen der Erdnuss ähneln. Man spricht auch von einer Kreuzallergie. Diese tritt häufig erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf und verläuft meist milder.
Die Beschwerden reichen von leichten Allergiesymptomen bis hin zu lebensbedrohlichen Ereignissen und treten innerhalb von drei Stunden nach dem Verzehr auf. Hautausschlag, Niesen und Juckreiz gehören ebenso zu den üblichen Symptomen wie Schwellungen, Kurzatmigkeit und Schluckbeschwerden. Die schwerstmögliche Reaktion ist der allergische Schock, der ein absoluter Notfall ist und umgehend behandelt werden muss. Betroffene sollten deshalb immer ein Notfallset bei sich tragen.
Vermeidungsstrategie
Die Therapie einer Erdnussallergie besteht in erster Linie in der Meidung des Auslösers. Dies ist allerdings sehr kompliziert, da Erdnüsse in den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln verarbeitet werden, beispielsweise in Süßwaren. Zudem können sie durch gemeinsam genutzte Produktionsanlagen in Lebensmittel gelangen, die eigentlich gar keine Erdnüssen enthalten sollten.
Bei verpackten Lebensmitteln werden Erdnüsse und Erdnussprodukte auf der Zutatenliste aufgeführt und fett oder unterstrichen hervorgehoben. Seit 2014 müssen auch bei nicht abgepackten Waren – beispielsweise beim Bäcker, Fleischer oder im Restaurant – die 14 häufigsten Allergieauslöser gekennzeichnet werden. Erdnüsse gehören dazu. Zudem können Hersteller mögliche Kontaminationen freiwillig deklarieren. Dann steht „Kann Spuren von Erdnüssen“ oder „Kann Spuren von Nüssen“ auf dem Produkt.
Immuntherapie für Kinder
Seit Kurzem gibt es für erdnussallergische Kinder von 1 bis 17 Jahren die Möglichkeit einer oralen Immuntherapie. Sie hilft bei der Desensibilisierung, sprich: das Immunsystem wird so trainiert, dass die Kinder nicht mehr mit schweren allergischen Symptomen reagieren, wenn sie versehentlich Erdnüsse oder erdnusshaltige Produkte verzehrt haben. Die Therapie erfolgt in Form eines Pulvers, das in Lebensmittel eingerührt wird. Die Dosis wird unter ärztlicher Aufsicht nach und nach gesteigert, um die Reaktionsschwelle für eine allergische Reaktion zu erhöhen. Auf eine erdnussvermeidende Ernährung und das Mitführen von Notfallmedikamenten sollte man dennoch keinesfalls verzichten.


