Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin wird seit Jahrzehnten als rezeptfreies Medikament zur Behandlung von allergischem Schnupfen eingesetzt. Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes hat nun die Ergebnisse einer placebo-kontrollierten Studie veröffentlicht. Dabei wurden 450 gesunde Teilnehmerinnen und Teilnehmern in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhielt für insgesamt 56 Tage dreimal täglich ein Azelastin-haltiges Nasenspray, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo.
Weniger Infektionen mit Corona- und Rhinoviren
Das Ergebnis: Während sich in der Azelastin-Gruppe nur fünf Teilnehmer (2,2 Prozent) mit Corona infizierten, waren es in der anderen Gruppe 15 Personen (6,7 Prozent). Zudem verliefen die Corona-Infektionen weniger symptomatisch. Die Wissenschaftler machten darüber hinaus eine weitere – für sie überraschende – Beobachtung: Auch die Ansteckung mit Rhinoviren, also gewöhnlichen Schnupfenviren, war unter Verwendung des Azelastin-Nasensprays geringer.
Sollte man sich in der kalten Jahreszeit also mit Nasenspray bewaffnen, um Virusinfektionen vorzubeugen? Der Studienleiter sieht darin eine Chance insbesondere für Risikogruppen, in Hochinzidenzphasen oder bei bevorstehenden Reisen. Hier könne das Nasenspray eine einfach zugängliche Ergänzung zu bestehenden Schutzmaßnahmen darstellen. Auch Dr. Bernhard Junge-Hülsing, HNO-Arzt aus Starnberg und Pressesprecher des HNO-Berufsverbandes, ist vorsichtig optimistisch. Azelastin sei ein altbewährtes und gut verträgliches Medikament, das man – anders als abschwellende Nasensprays – auch über einen längeren Zeitraum unbedenklich einnehmen könne. „Ich würde das aber nicht grundsätzlich den ganzen Winter über empfehlen“, so Junge-Hülsing. Patienten oder Freunden, die Hochrisikozonen wie das Oktoberfest oder Ski-Hütten im Winterurlaub besuchen wollen, werde er aber ans Herz legen, Azelastin mal zwei Wochen lang zu nehmen.
Weitere Studien nötig
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Wirkmechanismus von Azelastin in diesem Fall noch unklar ist. Auch die Fallzahlen sind eigentlich zu gering, um eine sichere Aussage zu treffen. Das Azelastin-Nasenspray ist deshalb nicht zur Vorbeugung einer Corona-Infektion zugelassen. Es bedarf noch weiterer Forschung, um den Einsatz von Azelastin-Nasenspray als Bedarfsprophylaxe weiter zu untersuchen und das Potenzial auch gegenüber anderen Atemwegserregern zu prüfen.

