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Mittelohrentzündung: Kleinkinder besonders oft betroffen

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Kleines Mädchen liegt weinend im Bett und hält sich das Ohr
Adobe Stock / Anke Thomass

Bei einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media) entzündet sich die Schleimhaut im Mittelohr. Um mögliche Komplikationen und Folgeerkrankungen zu verhindern, sollte eine akute Mittelohrentzündung auf jeden Fall fachärztlich behandelt werden.

Anzeichen sind ein Druckgefühl im Ohr sowie pulsierende Schmerzen, die oft verstärkt abends oder nachts auftreten. Fieber und ein schlechter Allgemeinzustand sind häufige Begleiterscheinungen. Um mögliche Komplikationen und Folgeerkrankungen zu verhindern, sollte eine akute Mittelohrentzündung auf jeden Fall fachärztlich behandelt werden.

Eine Otitis media kann durch Bakterien oder Viren verursacht werden. Häufig tritt sie im Zusammenhang mit einer Infektion der oberen Atemwege auf. Auch wenn eine Mittelohrentzündung in jeder Altersstufe vorkommen kann, sind in erster Linie Babys und Kleinkinder betroffen. Rund 80 Prozent aller Kinder erkranken innerhalb der ersten drei Lebensjahre an einer akuten Mittelohrentzündung, bis zu einem Drittel der Betroffenen sogar mehrmals.

Kindliche Ohr-Anatomie begünstigt Entzündung

Grund ist deren noch nicht ausgereifte Ohr-Anatomie. Im Vergleich zu Erwachsenen ist die Ohrtrompete noch eng und kurz. Keime aus dem Nasen-Rachen-Bereich haben leichtes Spiel und lösen Entzündungen aus. Schwillt die Ohrtrompete zu, kann dies den Druckausgleich im Mittelohr sowie den Abfluss von Flüssigkeiten beeinträchtigen und es entsteht eine Mittelohrentzündung.

Neben der erhöhten Erkältungsgefahr im Winterhalbjahr gehören eine vergrößerte Rachenmandel, der häufige Gebrauch von Schnullern, Passivrauchen sowie der enge Kontakt zu vielen anderen Kindern (z. B. beim Besuch einer Betreuungseinrichtung) zu den größten Risikofaktoren.

Symptome ärztlich abklären lassen

Folgende Beschwerden deuten auf eine akute Mittelohrentzündung hin:

⟶ plötzlich einsetzende, heftige Ohrenschmerzen, Fieber und allgemeine Schwäche,

⟶ herabgesetzte Hörfähigkeit,

⟶ gerötetes, vorgewölbtes und möglicherweise bereits perforiertes Trommelfell.

Der HNO-Arzt oder die HNO-Ärztin untersucht Hals, Ohren und Rachenraum und führt eine Otoskopie (Ohrenspiegelung) durch, um eine Mittelohrentzündung zu bestimmen. Unter Umständen wird auch die Körpertemperatur gemessen. Dies kann zur Erleichterung allerdings auch vorab zu Hause erfolgen.

Schmerzbehandlung vordringlich

Um die starken Ohrenschmerzen zu lindern, steht die Schmerzbehandlung an erster Stelle. Hierzu eignen sich schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen. Abschwellende Nasentropfen und -sprays sowie Ohrentropfen sollten nur nach Absprache mit dem Arzt gegeben werden.

In der Regel klingen Mittelohrentzündungen ohne Antibiotikagabe wieder ab. Tritt jedoch nach zwei bis drei Tagen keine Besserung ein, sollte eine antibiotische Therapie eingeleitet werden. Der sofortige Einsatz von Antibiotika ist nur bei Babys unter sechs Monaten, Kindern unter zwei Jahren mit beidseitiger Mittelohrentzündung, bei Fieber über 39 Grad sowie bei immungeschwächten Personen gerechtfertigt. Bei erwachsenen Patienten werden allerdings Antibiotika häufig auch frühzeitig eingesetzt, weil die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Erkrankung jenseits des Kindesalters grundsätzlich größer ist.

Unterdruck im Ohr als Folge

Auch nach Abklingen der Entzündung kann ein Unterdruck im Ohr bestehen bleiben und das Hörvermögen mindern. Zur Therapie kommen Ballons zum Einsatz, die mit der Nase aufgeblasen werden. So wird einem anhaltenden Unterdruck vorgebeugt.

Bei chronischen Mittelohrergüssen und immer wiederkehrenden Mittelohrentzündungen kann ein operativer Eingriff nötig werden. Durch einen kleinen Schnitt im Trommelfell oder das Einsetzen eines Paukenröhrchens kann das Sekret ablaufen und die Entzündung besser ausheilen. Diese Therapie wird auch durchgeführt, wenn es Hinweise auf eine zusätzliche Ausdehnung der Entzündung auf das Innenohr gibt.