Wartezimmer-Blog

Online-Petition: Ambulante HNO-Kinderchirurgie in Gefahr

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Ein Arzt mit Maske steht am OP-Tisch und operiert ein Kind. Er schaut traurig den Betrachter an.
uslan_shramko/AdobeStock

Der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte hat eine Petition zum Erhalt der ambulanten HNO-Kinderchirurgie gestartet. Mit Hilfe der Bevölkerung – insbesondere der betroffenen Eltern – soll das schleichende Sterben des ambulanten Operierens aufgehalten werden.

Petition jetzt unterschreiben

Die Petition kann online unterzeichnet werden. Jede Unterschrift zählt!

Die derzeitige Situation ist für Patienten und Ärzte inakzeptabel, denn Kinder müssen oft monatelang auf einen Termin für eine Routine-OP warten. Die Ärzte würden gerne früher operieren, aber ihnen fehlen die Kapazitäten. Betroffen sind Kinder mit vergrößerter Rachenmandel (Polypen) oder vergrößerter Gaumenmandel sowie Kinder mit häufiger Mittelohrentzündung wegen eines Paukenergusses (Adenotomie mit Paukendrainage und Tonsillotomie). Als Folge drohen langfristige Entwicklungsstörungen.

Ärzte können kaum kostendeckend arbeiten

Der Grund für die langen Wartezeiten ist, dass die gesetzlichen Krankenkassen für ambulante Operationen zu wenig bezahlen. Die Gelder wurden von den Krankenkassen immer weiter gekürzt. Ambulant heißt, dass der Eingriff ohne Übernachtung in einem Krankenhaus erfolgt. Die Eingriffe an den Atemwegen und unter Vollnarkose gelten als nicht ungefährlich und verlangen viel Erfahrung von Ärzten und medizinischem Personal.

Derzeit erhalten Ärzte für eine Adenotomie mit Paukendrainage nur rund 107 Euro. Für eine Tonsillotomie zahlen die Kassen ca. 174 Euro. Dies ist jedoch nicht das ärztliche Honorar. Von den Beträgen müssen alle Kosten (OP-Miete, OP-Assistenz, Sterilisation der Instrumente, Wartung der OP-Technik, Versicherung sowie die Aufklärung vor der OP und die Rufbereitschaft nach dem Eingriff) bezahlt werden. 
Nach Abzug aller Kosten bleibt den Ärztinnen und Ärzten oft nur ein geringes Honorar von zehn bis 20 Euro für eine Operation (vor Abzug von Steuern und Versicherung). Ist die Miete für den OP-Saal auch noch besonders hoch, ist eine Kinder-Operation für die Ärzte sogar ein Verlustgeschäft. Sie zahlen dann mehr für alle mit dem Eingriff verbundenen Kosten als sie von der Krankenkasse erhalten.

Absenkung der Vergütung wirkt wie ein Brandbeschleuniger 

Dass die Vergütung der Kinder-Operationen zum 1. Januar 2023 durch die Krankenkassen abermals abgesenkt worden ist, wirkt sich wie ein Brandbeschleuniger auf den Versorgungsnotstand aus. Viele Operateure können die Eingriffe nicht mehr durchführen, denn auch sie sind von der Inflation, der Energiekrise und dem Fachkräftemangel betroffen. Zusätzlich treiben immer strengere Hygiene- und Bürokratieauflagen die Kosten in die Höhe. 
 
Leider sind alle bisherigen Hilferufe auf taube Ohren gestoßen. Die operierenden HNO-Ärzte haben sich deshalb im Januar dazu entschlossen, vorerst keine neuen Termine für die Eingriffe anzubieten. Mit der Aktion sollen die Verantwortlichen bei Politik und Krankenkassen endlich zum Handeln gezwungen werden. Der OP-Stopp richtet sich natürlich nicht gegen die Kinder, sondern gegen das unethische Verhalten der Krankenkassen, die Geld für die ambulante HNO-Kinderchirurgie kürzen. Besonders schwere Fälle sowie medizinische Notfälle werden selbstverständlich weiter operiert.

Petition online unterzeichnen

Bitte helfen Sie mit, die Verantwortlichen bei Politik und Krankenkassen wachzurütteln, damit Kinder auch in Zukunft noch schnell und nach höchsten medizinischen Standards operativ versorgt werden können. Die Online-Petition können sie hier unterzeichnen. Herzlichen Dank!