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Tubenbelüftungsstörung gut behandelbar

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HNO-Arzt führt Otoskopie bei einem Mädchen durch
Rabizo Anatolii / Adobe Stock

Druck auf den Ohren und ein eingeschränktes Hörvermögen sind hervorstechende Anzeichen für eine Tubenbelüftungsstörung. Die meisten von uns haben eine solche Erkrankung bereits durchgemacht – oft in der Kindheit. Wir erklären, wie sie entsteht und was man dagegen tun kann.

Bei der Tubenbelüftungsstörung handelt es sich um einen eingeschränkten oder fehlenden Luftdruckausgleich zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum. Diese sind über einen Gang, die sogenannte Tube, miteinander verbunden. Die Verbindung, die auch als Ohrtrompete oder Eustachische Röhre bezeichnet wird, sorgt für die Belüftung des Mittelohrs. Zudem findet über die Tube ein Druckausgleich statt, wenn sich der Umgebungsdruck ändert. Dies kann beispielsweise bei Fahrten durch bergige Landschaften, Tunnel oder beim Fliegen der Fall sein. Ist der Eingang zur Tube verschlossen, können Belüftung und Druckausgleich nicht mehr ungehindert stattfinden und es kommt zu einer Tubenbelüftungsstörung.  

Virale Infektionen häufigster Auslöser

Am häufigsten wird diese durch eine virale Infektion im Nasen- oder Rachenraum verursacht, beispielsweise durch eine Erkältung oder Mandelentzündung. Weitere Auslöser sind u.a. allergische Reaktionen und chronische Nasennebenhöhlenentzündungen. Dabei schwellen die Schleimhäute in diesem Bereich an, dehnen sich bis zum Eingangsbereich der Tube aus und führen dort zum Verschluss.

Grundsätzlich sind Kinder anfälliger für diese Erkrankung als Erwachsene. Der Grund: Wachstumsbedingt ist die Tube noch kürzer und verläuft etwas waagerechter als im Erwachsenenalter, sodass eine Verlegung des Eingangs begünstigt wird. Zudem sind die Mandeln als lymphatisches Organ im Kindesalter oft geschwollen, weil die körpereigene Abwehr noch erlernt werden muss.

Knacken, Gluckern, Rauschen

Zu den typischen Beschwerden bei einer Tubenbelüftungsstörung gehört ein unangenehmes Druckgefühl im betroffenen Ohr. Auch Schmerzen – insbesondere beim Schlucken – treten häufig auf. Im weiteren Verlauf entwickeln sich vielfach Ohrgeräusche, die von den Betroffenen als Rauschen, Gluckern oder Knacken wahrgenommen werden. Ältere Patienten leiden zuweilen auch unter Schwindel, da der Tubenkatarrh leichte Gleichgewichtsstörungen auslösen kann. In der Regel ist das Hörvermögen auf dem betroffenen Ohr eingeschränkt. In schweren Fällen kann sich sogar eine Schwerhörigkeit ausbilden.

Eine Tubenbelüftungsstörung, die durch eine virale Infektion ausgelöst wurde, bildet sich normalerweise innerhalb einiger Wochen wieder zurück. In diesem Fall spricht man von einer akuten Form. Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, wird die Tubenbelüftungsstörung als chronisch eingestuft. Diese Form tritt allerdings deutlich seltener auf als die akute.

Hilfe durch Nasenspray und Druckausgleich

Die Behandlung der Tubenbelüftungsstörung hängt von der jeweiligen Ursache ab. Ist ein Infekt der Auslöser, können kurzfristig abschwellende Nasensprays eingesetzt werden. Diese reduzieren den Druck und verbessern die Belüftung. Allerdings ist hierbei Vorsicht geboten. Abschwellende Nasensprays dürfen nur für einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden (maximal sieben bis zehn Tage). Ansonsten kann ein unerwünschter Gewöhnungseffekt eintreten.

Ferner können Übungen zum Druckausgleich helfen, beispielsweise Gähnen, Schlucken oder das Valsalva-Manöver. Dabei versucht der Patient kräftig auszuatmen, während er sich für etwa zehn Sekunden die Nase zuhält und den Mund verschließt. Gleichzeitig spannt er die Atem- und Bauchmuskulatur an. Dabei kommt es zum Druckausgleich zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr. Zur Unterstützung können zudem Kaugummis gekaut werden. HNO-Ärztinnen und -Ärzte empfehlen insbesondere Kindern häufig spezielle Luftballons, die mit der Nase aufgeblasen werden.

Allergien mitbehandeln

Wird die Tubenbelüftungsstörung durch eine Allergie hervorgerufen, muss zunächst der Auslöser für die Reaktion ausfindig gemacht werden. Hierzu ist in der Regel ein Allergietest nötig, der beim HNO-Arzt durchgeführt werden kann. Je nach Ursache werden dann antiallergische Medikamente eingesetzt, die die Schleimhaut abschwellen lassen und zu einer besseren Belüftung des Mittelohrs beitragen.

Paukenröhrchen können helfen

Bei einem chronischen Verlauf können auch operative Eingriffe notwendig werden, insbesondere wenn das Hörvermögen durch einen Paukenerguss stark beeinträchtigt ist. Hier kommen das Absaugen der Flüssigkeit aus der Paukenhöhle und ggf. der Einsatz von Paukenröhrchen in Frage. Solche Eingriffe werden erst dann durchgeführt, wenn die konservative Behandlung nicht anschlägt. Üblicherweise handelt es sich um ambulante Operationen mit Kurznarkose.

In besonderen Fällen kann eine neue Methode, die sogenannte Tubendilatation, in Betracht gezogen werden. Bei diesem Eingriff soll die Ohrtrompete erweitert und die Belüftung des Mittelohrs wiederhergestellt werden. Dabei wird mithilfe eines Ballonkatheters die mutmaßliche Engstelle im knorpeligen Anteil der Ohrtrompete aufgedehnt.