Manche Menschen neigen grundsätzlich eher zu Allergien als andere. Warum sich bei einigen eine Insektengiftallergie entwickelt, weiß man bislang allerdings nicht. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung reagieren auf Insektenstiche mit Beschwerden, die über die Einstichstelle hinausgehen. Dabei wehrt sich das Immunsystem gegen bestimmte Eiweißbestandteile des Gifts, am häufigsten gegen das von Wespen und Bienen.
Allergie entsteht schleichend
Eine Allergie entsteht in der Regel nicht nach dem ersten Stich. Viele Menschen werden über Jahre hinweg immer wieder gestochen, ohne dass es zu auffälligen Reaktionen kommt. Im Laufe der Zeit entwickelt sich schließlich eine Überempfindlichkeit gegenüber einem Gift, auf das der Körper allergisch reagiert.
Hinterlassen Insektenstiche normalerweise nur eine kleine juckende Rötung und eine leichte Schwellung rund um die Einstichstelle, leiden Allergiker unter teils heftigen Symptomen. Die Region um die Einstichstelle schwillt stark an, häufig auf einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern. Oft hält die Schwellung länger als 24 Stunden an und löst starke Schmerzen, Juckreiz oder Brennen aus. Die Symptome treten üblicherweise direkt nach dem Stich auf, selten erst einige Stunden später.
Besonders gefährdet sind Allergiker bei einem Stich in Mund oder Rachen. Die Schwellung kann die Atemwege verengen und das Atmen erschweren. Glücklicherweise ist die Schwellung aber nur in sehr seltenen Fällen so stark, dass Erstickungsgefahr besteht.
Anaphylaktische Reaktion gefährlich
Betreffen die Beschwerden den gesamten Körper, spricht man von einer anaphylaktischen Reaktion. Sie kann leichtere Reaktionen wie Quaddelbildung, Juckreiz am ganzen Körper, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Schluckbeschwerden sowie Schwellungen im Gesicht oder an den Händen auslösen. Bei einer schweren anaphylaktischen Reaktion kommt es zu Atemnot, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit oder sogar Herz-Kreislauf-Stillstand. Die Symptome treten in der Regel direkt nach dem Stich auf, selten erst einige Stunden später.
Anders als bei Nahrungsmittel- oder Tierhaarallergien ist es Insektengiftallergikern schwer möglich, dem Allergieauslöser komplett aus dem Weg zu gehen. Dies gilt besonders für Menschen, die in Bäckereien oder als Gärtner arbeiten. Grundsätzlich ist es hilfreich, die Unterschiede im Verhalten von Bienen und Wespen zu kennen. So kann man ihnen leichter ausweichen und im Falle eines Stiches kann es für die Diagnose wichtig sein zu wissen, von welchem Insekt man gestochen wurde.
Allergietest bringt Gewissheit
Bei Verdacht auf eine Insektengiftallergie kann eine differenzierte Testdiagnostik durchgeführt werden, die der derzeit gültigen Leitlinie entspricht. Diese sollte unbedingt von einem HNO-Arzt geleistet werden, der in dieser speziellen allergologischen Symptomatik erfahren ist. Bei gesicherter Diagnose stellt die Ärztin oder der Arzt einen Allergiepass aus, den der Allergiker möglichst immer bei sich tragen sollte. Ferner erhalten betroffene Patientinnen und Patienten ein Notfallset, das drei Medikamente umfasst, mit denen Insektenstiche sofort behandelt werden können. Dazu gehören
- ein Kortison-Präparat,
- ein schnell wirksames Antihistaminikum (Antiallergikum) als abschwellendes Mittel sowie
- eine Adrenalin-Fertigspritze, die Blutdruck und Kreislauf in kürzester Zeit stabilisiert.
Starken Allergikern wird häufig eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) empfohlen. Dabei wird der Körper unter ärztlicher Aufsicht über einen längeren Zeitraum immer wieder mit dem Insektengift konfrontiert. Bei einem Großteil der Patienten führt dies dazu, dass sich die Reaktion auf einen Insektenstich deutlich abmildert oder sogar ganz ausbleibt.