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Wahrheit oder Mythos: Verliert man die meiste Körperwärme über den Kopf?

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Kleiner Junge mit Mütze im Schnee
MNStudio / Adobe Stock

Die Überzeugung, dass die meiste Körperwärme über den Kopf verloren geht, ist weit verbreitet. Doch stimmt das überhaupt?

Nein. Es ist ein Mythos, dass man über den Kopf mehr Wärme verliert als über andere Körperpartien. Tatsächlich büßt jeder unbedeckte Körperteil an Wärme ein und senkt die Kerntemperatur des Körpers proportional zur Oberfläche. Besonders schnell kühlen alle Körperstellen aus, die weit vom Rumpf entfernt sind, also vornehmlich unsere Gliedmaßen wie Zehen und Finger.

Babys sollten Mütze tragen

Dennoch ist es durchaus sinnvoll, im Winter eine Mütze aufzusetzen, wenn man nicht frieren möchte. Schließlich kleiden wir unseren Körper im Winter meist dick genug ein, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Bleibt der Kopf als einzige Körperstelle unbedeckt, geht tatsächlich am meisten Wärme darüber verloren.

Auch Babys und Kleinkinder sollten bei Kälte eine Kopfbedeckung tragen. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum Körper deutlich größer als bei Erwachsenen, oft nur dünn behaart und die Kopfhaut noch dünn, sodass sie wenig Schutz haben.

Fragwürdige Versuchsreihe stützt Mythos

Dass sich der Mützen-Mythos so hartnäckig hält, ist übrigens auf ein Überlebenshandbuch der US-Armee aus dem Jahr 1970 zurückzuführen. Darin wurde eine Kopfbedeckung bei Kälte dringend empfohlen, da angeblich 40 bis 45 Prozent der Körperwärme über den Kopf entwichen. Zu diesem Ergebnis war eine zweifelhafte Versuchsreihe in den fünfziger Jahren gekommen, bei der Freiwillige in Arktis-Überlebensanzügen, aber mit bloßem Kopf bitterer Kälte ausgesetzt wurden und dadurch tatsächlich die meiste Hitze über den Kopf verloren. Hätte man das Experiment in Badekleidung durchgeführt, hätten die Probanden kaum mehr als zehn Prozent ihrer Wärme über den Kopf verloren.