Menschen, die unter einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) leiden, fühlen sich morgens oft wie gerädert, obwohl sie vermeintlich lange genug geschlafen haben. Der Grund: Bei einer Schlafapnoe ist die Regulation der Atmung gestört. Die Patienten bekommen – meist unbemerkt – beim Schlafen schlecht Luft und haben sogar Atemaussetzer. Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Apnoe" besagt dies bereits, denn er bedeutet „Atemstillstand“. Bei der Schlafapnoe handelt es sich also um eine Häufung von kurzen Atemunterbrechungen im Schlaf, die zwar nur für wenige Sekunden andauern, aber die Nachtruhe stören und in der Folge Schläfrigkeit sowie Konzentrationsprobleme am Tag auslösen. Auf Dauer steigert dies das Risiko für eine ganze Reihe anderer Erkrankungen und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Erschlaffte Atemwege, blockierte Atmung
Eine OSA wird ausgelöst, wenn die oberen Luftwege kollabieren. Es entsteht nämlich ein Unterdruck, infolgedessen sich die oberen Atemwege derart verengen, dass sie zeitweise komplett kollabieren. Dadurch wird die Atmung für einige Sekunden vollständig unterbrochen. Dies lässt sich an den Pausen beim Schnarchen erkennen.
Diese Atmungsstörung führt dazu, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Der Puls beschleunigt sich und der Blutdruck steigt. Das Atemzentrum im Gehirn ist alarmiert und löst eine Weckreaktion (Arousal) aus. Durch die Aufweckreaktion wird der Schlaf zwar unterbrochen, aber die Betroffenen wachen meist nicht wirklich auf. Sie haben aber eine gestörte Schlafarchitektur mit zu wenig Tief- und Traumschlafphasen (REM-Schlaf, rapid eye-movement). Die Patienten leiden dann unter nicht erholsamem Schlaf.
Alter und Übergewicht als Risikofaktoren
Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Schlafapnoe liegen nicht vor, denn viele Patienten bagatellisieren das Problem und nehmen keinen ärztlichen Rat in Anspruch. Daher ist die Dunkelziffer sehr hoch. Schätzungen zufolge sind etwa vier Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung in Deutschland von einer Schlafapnoe betroffen. Dabei steigt die Häufigkeit mit dem Alter. Besonders gefährdet sind übergewichtige Männer. Mit der Menopause sind die Frauen aber ungefähr gleichhäufig betroffen. Weitere Risikofaktoren sind Besonderheiten im Mund- und Rachenraum wie vergrößerte Mandeln, ein zu kleiner Unterkiefer, die Zungenlage und ein vergrößertes Gaumensegel mit einem verlängerten Zäpfchen. Zudem können Alkoholkonsum sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel die Atemmuskulatur erschlaffen lassen und somit eine Schlafapnoe verstärken.
Beim Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe sind HNO-Ärztinnen und -Ärzte die richtigen Ansprechpartner. Sie führen zunächst eine mündliche Anamnese durch, um das Ausmaß der Beschwerden und die Lebensgewohnheiten des Patienten einschätzen zu können. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dann erhalten die Patienten ein tragbares Messgerät, das während des Schlafes die Atmung, die Herzfrequenz, die Sauerstoffsättigung im Blut, das Schnarchen und die Körperlage misst. Zeigen sich hierbei Auffälligkeiten, wird unter Umständen eine Untersuchung in einem Schlaflabor empfohlen.
Überdruckbeatmung mit Schlafmaske hilft
Bei einer schweren Schlafapnoe gilt die Überdruckbeatmung, die sogenannte CPAP-Therapie, heutzutage als effektivste Behandlungsoption. CPAP ist die Abkürzung für „continuous positive airway pressure“ (kontinuierlicher Atemwegsüberdruck). Bei dieser Methode wird während des Nachtschlafs Raumluft mit einem leichten Überdruck in die Atemwege geleitet. Die Patienten tragen beim Schlafen eine Atemmaske, die an ein Atemgerät angeschlossen ist. Durch den leichten Überdruck werden die oberen Atemwege pneumatisch geschient (von innen stabilisiert) und offen gehalten. Dies führt dazu, dass die Atmung nicht mehr beeinträchtigt wird und es nur noch wenige oder gar keine Atemaussetzer mehr gibt. Die CPAP-Therapie wird nicht selten als unangenehm und beengend empfunden. Zudem können ein trockener Hals sowie eine gereizte oder verstopfte Nase als Nebenwirkungen vorkommen. All dies lässt sich aber in der Regel behandeln. Dranbleiben lohnt sich daher für Betroffene in jedem Fall, denn die Therapie kann die Beschwerden spürbar senken, die Schlafqualität beträchtlich verbessern und die Tagesmüdigkeit deutlich verringern.
Bei Patienten mit Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion die Schlafapnoe lindern. Übergewicht hat nämlich einen erheblichen Einfluss auf die Durchlässigkeit der Atemwege und die Häufigkeit der Atemstillstände. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Behandlungsoptionen wie Lagerungshilfen, Unterkieferschienen, Apparate zur nächtlichen Atmungsunterstützung und Operationen. Auch diesbezüglich sind HNO-Ärztinnen und -Ärzte die richtigen Ansprechpartner.
Operationen als Therapieoption
Operationen sind dann eine Behandlungsoption, wenn anatomische Atemhindernisse die Ursache der Schlafapnoe sind. Mithilfe operativer Eingriffe lassen sich Veränderungen in den Atemwegen beseitigen sowie erschlaffte Gewebe straffen. Werden Verkrümmungen der Nasenscheidewand, vergrößerte Nasenmuscheln, Wucherungen in der Nase oder Polypen operativ behandelt, verbessert sich die Nasenatmung entscheidend und erleichtert im Bedarfsfall das Tragen einer CPAP-Maske. Mittlerweile gibt es viele schonende Operationstechniken, die häufig sogar ambulant durchgeführt werden können.