Der gutartige Lagerungsschwindel tritt meist anfallsweise und bei bestimmten Bewegungen auf. Er kommt sehr häufig vor und hat seinen Ursprung im Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan). Bis zum 70. Lebensjahr leidet jeder Dritte irgendwann unter dieser Form des Schwindels, die zwar harmlos ist, aber doch bedrohlich erscheinen kann. Frauen sind überproportional häufig betroffen.
Ursache: Ablagerungen im Gleichgewichtsorgan
Bei der Entstehung spielen vermutlich unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Bei der sogenannten idiopathischen Form sind Kinder und jüngere Erwachsene bis zum 4. Lebensjahrzehnt betroffen, bei der degenerativen Form spielen Alterungsprozesse des sogenannten Labyrinths, einer Einheit aus Gleichgewichts- und Hörorgan, eine wichtige Rolle und die symptomatische Form wird z.B. oft durch ein Schädeltrauma ausgelöst. Der Schwindel wird wahrscheinlich durch organisches Material oder Otokonien (kleinste kristallartige Steinchen) im Bereich der Bogengänge des Innenohrs verursacht. Bei letzteren handelt es sich um ein mit Flüssigkeit gefülltes Gangsystem, das Teil des Gleichgewichtsorgans ist. Durch die Ablagerungen entstehen bei Änderung der Kopf-Körperposition schwerkraftabhängige Bewegungen in diesen Bogengängen. Sie werden gleichsam zu einer Art Schwerkraftrezeptor. Der hintere Bogengang ist hiervon am meisten betroffen.
Der (Dreh-)Schwindel dauert meistens nur Sekunden, selten wenige Minuten an und tritt oft nach schnellen Bewegungen des Kopfes auf, zum Beispiel beim nächtlichen Umdrehen im Bett, beim Aufrichten aus einer Liegeposition oder beim Bücken. In Ruhephasen sind die Patienten meist beschwerdefrei. Manchmal begleiten Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche und Angst die Schwindelattacken.
Lagerungsschwindel gut diagnostizierbar
HNO-Ärztinnen und -Ärzte können einen gutartigen Lagerungsschwindel in der Regel leicht anhand der Beschwerden und der Vorgeschichte erkennen und von anderen Schwindelformen unterscheiden. Bei der Anamnese wird danach gefragt, ob der Schwindel dauerhaft, anfallsweise oder bei bestimmten Auslösern auftritt. Dies ist ein wichtiger Indikator zur Bestimmung der Schwindelform. Besteht ein Verdacht auf Lagerungsschwindel, kann der sogenannte Hallpike-Test zur Bestätigung der Diagnose zum Einsatz kommen. Dabei werden Kopf und Rumpf mit ärztlicher Unterstützung schnell in einer fest vorgegebenen Abfolge bewegt. Löst dieses Manöver einen Schwindelanfall aus, handelt es sich um einen gutartigen Lagerungsschwindel. Die Ärztin oder der Arzt beobachtet bei dieser Untersuchung mit Hilfe einer speziellen Brille die Augen des Patienten, da es bei einem Schwindelanfall zu typischen, ruckartigen Augenbewegungen, den sogenannten Nystagmen, kommt.
Lagerungstraining hilft
Nur selten wächst sich ein Lagerungsschwindel zu einem dauerhaften Problem aus. Meist klingen die Beschwerden innerhalb von mehreren Wochen von allein wieder ab. Es ist allerdings möglich, dass die Beschwerden auch nach mehrmonatiger Besserung wiederkehren. HNO-Ärzte haben die Möglichkeit, den Schwindel zu behandeln, nämlich mit einem Lagerungstraining. Hierdurch hat man die Beschwerden in der Regel schneller im Griff. Beim Lagerungstraining soll eine bestimmte Abfolge von Bewegungen des Kopfes und des Körpers die Ablagerungen im Bogengang lösen. Die Lagerungsmanöver werden mit Hilfe einer Ärztin oder eines Arztes durchgeführt. Es gibt aber auch Varianten für zu Hause, die die Patienten allein ausführen können.
Eine medikamentöse Therapie wird eher selten – und dann meist nur kurz in der Anfangszeit – empfohlen. Üblicherweise werden Medikamente gegen Übelkeit eingesetzt, mit denen sich der Schwindel unterdrücken lässt. Diese haben aber den Nachteil, dass dem Gehirn die Möglichkeit genommen wird, sich auf die neue Situation einzustellen.