Hören

Ohrenschmalz: Keine Frage der Hygiene

3 min

Ohrenschmalz wird häufig mit mangelnder Hygiene assoziiert, doch das stimmt nicht. Es ist sogar wichtig für die Reinigung der äußeren Gehörgänge. Zudem hält es die Haut des Gehörgangs geschmeidig und bewahrt ihren Säureschutzmantel. Dadurch werden Infektionen durch Bakterien und Pilze sowie Gehörgangsentzündungen vermieden.

Es ist völlig normal, dass sich im Abschnitt zwischen dem Trommelfell und der Ohrmuschel abgestorbene Hautpartikel sammeln und Schmutz in diesen Bereich gelangt. Zusammen mit dem Drüsensekret, das die Ohrenschmalzdrüse bildet, entsteht das Ohrenschmalz (Fachbegriff: Cerumen).

Wie ein Pfropfen entsteht

Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr, dass sich Ohrenschmalz im Gehörgang ansammelt und ein Pfropfen entsteht. Dies ist problematisch, weil das Hörvermögen beeinträchtigt werden oder es zu Ohrenjucken kommen kann. Bei älteren Menschen ändert sich die Zusammensetzung des Ohrenschmalzes. Es wird trockener und die Selbstreinigung der äußeren Gehörgänge funktioniert dadurch nicht mehr so gut wie bei jüngeren Menschen. Unabhängig vom Alter können auch enge, verwinkelte Gehörgänge sowie das Tragen von Hörgeräten, In-Ear-Kopfhörern und Ohrstöpseln dazu führen, dass sich Ohrenschmalz ansammelt und verhärtet. In solchen Fällen sollte unbedingt der Facharzt oder die Fachärztin für HNO-Heilkunde aufgesucht werden.

Die richtige Reinigung ist das A und O

Die Ohrenpflege mit einem feuchten Tuch oder Wattepad ist in der Regel ausreichend – und zwar nur bis zur Öffnung des Gehörgangs. Übertriebene oder falsche Ohrreinigung kann zudem eine Infektion im Ohr auslösen, die sich wiederum durch Ohrenjucken bemerkbar macht. HNO-Ärzte warnen vor der Reinigung der Ohren mit Wattestäbchen. Hier besteht das Risiko, dass sich das Ohrenschmalz tiefer ins Ohr hineinschiebt, sich dort verfestigt und einen Pfropfen bildet. Zudem sind Reizungen und Verletzungen des Trommelfells und der Haut im Gehörgang möglich. Wird die empfindliche Haut im Gehörgang verletzt, ist dies ein Einfallstor für Bakterien. Eine Gehörgangsentzündung äußert sich durch Juckreiz, Ohrenschmerzen, Schwellungen und/oder eitrigen Ausfluss. Auch Pilze können auf demselben Weg in die Haut gelangen und ein heftiges Jucken im Ohr auslösen.

Andere Auslöser für Juckreiz können zu wenig Ohrenschmalz, Allergien sowie Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sein. Chronischer oder wiederkehrender Juckreiz sollte deshalb in jedem Fall ärztlich behandelt werden.

In der HNO-Facharztpraxis können Pfropfen leicht entfernt werden. Das festsitzende Sekret wird mit Wasser herausgespült, abgesaugt oder mit feinen Instrumenten entfernt. Betroffene sollten die Ohren regelmäßig – mindestens ein bis zweimal im Jahr, bei Bedarf auch alle drei Monate – von einem HNO-Arzt säubern lassen.

Ohrenjucken – Allergie oder Infektion?

Patienten, die wegen Juckreiz zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt kommen, werden zunächst über ihre Krankengeschichte befragt (Anamnese). Ziel ist es herauszufinden, wie lange die Beschwerden schon bestehen, ob weitere Probleme, wie z. B. Ohrenschmerzen, auftreten oder ob eine Grunderkrankung wie Diabetes oder eine Allergie vorliegt. Anschließend folgt eine gründliche Untersuchung der Ohren. Eine Untersuchungsmethode ist die Otoskopie (Ohrenspiegelung), bei der das Trommelfell, der äußere Gehörgang und ggf. auch die Paukenhöhle betrachtet werden. Vermutet der Arzt eine bakterielle Infektion, wird ein Abstrich entnommen und der Erreger nachgewiesen. Bei Verdacht auf eine Allergie wird ein Allergietest durchgeführt.