ReiseGleichgewicht

Reisekrankheit: Widersprüchliche Signale verwirren Gehirn

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Mann sitzt auf Deck eines Segelbootes und leidet unter Seekrankheit
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Die bevorstehende Reisesaison ist nicht für jeden ein Grund zur Freude. Viele Menschen leiden an Reisekrankheit (Kinetose). Doch warum ist das eigentlich so?

Die bekannteste Untergruppe der Kinetose ist sicherlich die Seekrankheit. Die Geschichten darüber sind so alt wie die Seefahrt selbst, denn auch Seeleute sind nicht automatisch vor Seekrankheit gefeit. Der Punkt, ab dem jemand auf Wellengang reagiert, ist individuell ganz verschieden. Während dem einen schon bei leichtem Schaukeln übel wird, trifft es den anderen erst bei heftigem Seegang.  

Sinneseindrücke stimmen nicht überein

Viele Menschen leiden auch im Auto, Flugzeug, Reisebus oder in der Bahn an der Reisekrankheit. Der Grund ist derselbe wie auf See: Das Gehirn ist verwirrt, weil die optische Wahrnehmung der Umgebung nicht mit der gefühlten Umgebungsbewegung übereinstimmt. Man sitzt oder steht z. B. unter Deck vermeintlich stabil, da die Augen sich an den vertikalen und horizontalen Flächen der Umgebung orientieren. Aber das Gleichgewichtsorgan im Innenohr nimmt die Schiffsbewegungen wahr und signalisiert, dass der Körper andauernd in Bewegung ist. Diese nicht übereinstimmenden Sinneseindrücke führen zu einem sogenannten intersensorischen Konflikt. Die Folge: Das Gehirn erhält widersprüchliche Signale und schaltet auf Alarmbereitschaft.

Der Körper reagiert mit einer Stressreaktion. Diese kann sich – insbesondere bei der Seekrankheit – zunächst durch Müdigkeit und leichte Kopfschmerzen bemerkbar machen. Dann folgen Schweißausbrüche und schließlich Übelkeit und Erbrechen.

Schutzmechanismus des Körpers

Die Reisekrankheit ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine Schutzreaktion des Körpers. Er interpretiert Schwindel und Kopfschmerzen als Anzeichen einer Vergiftung und versucht deshalb, den Mageninhalt loszuwerden. Passagiere einer Schiffsreise können sich damit trösten, dass man sich meist innerhalb eines Tages an das Schaukeln gewöhnt und die Symptome dann verschwinden.   

Wer erste Symptome einer Kinetose bemerkt, sollte so schnell wie möglich reagieren. An Bord eines Schiffes hilft es oft, wenn man sich an Deck begibt und den Blick auf den Horizont richtet. Die frische Luft und die Ausrichtung der Augen helfen dem Gehirn, optische Eindrücke und gefühlte Schwankungen wieder in Einklang zu bringen. Hilft diese Maßnahme nicht, sollte man sich unter Deck möglichst flach hinlegen, die Augen schließen und – sofern möglich – schlafen. Denn im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn weitgehend „ausgeschaltet“ und die meisten Seekranken fühlen sich anschließend besser.

Medikamente können helfen

Reisende, die bereits Erfahrung mit Kinetose gemacht haben, können vorbeugen, indem sie ein Medikament mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat einnehmen. Es gibt ihn in Form von Kaugummis, Kapseln oder Tabletten. Dimenhydrinat gehört zu den am häufigsten verwendeten Arzneistoffe gegen Übelkeit und Erbrechen auf Reisen. Er kann auch bei Kindern eingesetzt werden. Als häufigste Nebenwirkungen treten Müdigkeit und Schläfrigkeit auf.