Die Zahl der ans RKI gemeldeten Keuchhustenfälle war bis Juni 2024 viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum, rund 7.500 statt 1.700 Fälle. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Die niedrigeren Fallzahlen von 2020 bis 2023 hängen mit den Infektionsschutzmaßnahmen während der Covid 19-Pandemie zusammen. „Der Erreger konnte sich weniger gut ausbreiten, wodurch auch die Immunität in der Bevölkerung gesunken ist, was dem Erreger eine bessere Verbreitung ermöglicht“, erklärt das RKI.
- Die Erkrankung – auch Pertussis genannt – tritt in der Regel zyklisch auf. Es kommt zu natürlichen Schwankungen, die im Abstand von drei bis sechs Jahren zu zyklischen Anstiegen von Pertussis-Fällen führen.
- In der Bevölkerung fehlt es am entsprechenden Impfschutz. Impfungen gegen Keuchhusten bieten keinen lebenslangen Schutz und müssen regelmäßig aufgefrischt werden. Der Schutz nach einer Erkrankung hält ca. sieben bis 20 Jahre und nach einer Impfung ca. fünf bis sieben Jahre.
Langwierige Erkrankung
Keuchhusten-Erreger werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen. Zu Beginn zeigen sich für ein bis zwei Wochen leichte Erkältungs-Beschwerden mit Schnupfen, Husten und Schwächegefühl. Fieber kommt nur selten vor. In dieser Phase ist die Gefahr einer Übertragung am höchsten.
Danach beginnt die eigentliche Husten-Erkrankung. Typisch ist ein langwieriger, trockener Husten. Dabei kommt es zu krampfartigen Hustenstößen, die anfallsweise auftreten und häufig mit einem keuchenden Einziehen der Luft enden. Diese Phase kann Wochen oder gar Monate andauern.
Risikogruppen: Babys und ältere Menschen
Komplikationen können insbesondere im ersten Lebensjahr und bei Senioren auftreten. Mögliche Komplikationen sind Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und selten auch Krampfanfälle. Bei Säuglingen unter sechs Monaten kann eine Schädigung des Gehirns durch Sauerstoffmangel – ausgelöst durch Atemaussetzer - auftreten. Dies kommt glücklicherweise nur selten vor. Als Dauerschäden können zudem Lähmungen, Seh-, Hör- oder geistige Störungen zurückbleiben.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Krankheit oft untypisch und ist deshalb nur schwer zu erkennen. Dies ist durch langanhaltenden Husten ohne die charakteristischen Hustenanfälle gekennzeichnet. Die Ansteckungsgefahr, die von den unerkannten Erkrankten ausgeht, ist besonders hoch.
Medikamentöse Behandlung
Ärztinnen und Ärzte können zur Behandlung ein Antibiotikum verschreiben. Wird es frühzeitig eingenommen, kann es in der ersten Krankheitsphase die Hustenbeschwerden verhindern oder abschwächen. Haben die Hustenattacken bereits eingesetzt, können Antibiotika den Krankheitsverlauf nicht verkürzen. Sie reduzieren aber die Dauer der Ansteckungsfähigkeit und vermindern die weitere Ausbreitung.
Gegen Keuchhusten steht eine Schutzimpfung zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt:
- Für Säuglinge sollen drei Teil-Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Lebensmonaten erfolgen. Die Impfungen können zum Teil zeitgleich mit den Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt werden.
- Für Kinder und Jugendliche ist je eine Auffrischimpfung mit fünf bis sechs Jahren und mit neun bis 16 Jahren vorgesehen.
- Erwachsene sollten die nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphtherie einmalig in Kombination mit einer Impfung gegen Keuchhusten erhalten. Dies gilt auch, wenn im Verletzungsfall eine Tetanus-Impfung erforderlich ist.
- Für Schwangere wird eine Impfung am Anfang des letzten Schwangerschaftsdrittels ab der 28. Woche empfohlen. Die Impfung soll unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Keuchhusten-Impfungen und in jeder Schwangerschaft erfolgen.
- Auch enge Kontaktpersonen von Säuglingen sowie Personal im Gesundheitswesen und in Gemeinschaftseinrichtungen sollten ihren Impfstatus unbedingt überprüfen und sich gegebenenfalls impfen lassen.
Weitere Informationen hält das Robert-Koch-Institut bereit.