Seit Januar 2023 haben die HNO-Ärzte mit ihrem Protest versucht, auf das Problem der fehlenden OP-Kapazitäten für Mandel- und Mittelohroperationen bei Kindern sowie die dafür verantwortlichen Rahmenbedingungen hinzuweisen. „Für etwas mehr als 100 Euro kann man ein Kind nicht qualitätsgesichert operieren. Doch Politik und Krankenkassen wollen das Problem nicht verstehen und haben sich bis dato einer Lösung komplett verweigert. Die nun vom Bundesrat geforderten Durchgriffsrechte für die Kassenärztlichen Vereinigungen, mit denen man die Operateure zur Arbeit zwingen will, sind ein Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik. Dies wird sich als Brandbeschleuniger auf die immer weiter steigenden Wartezeiten auswirken“, kritisiert der HNO-Berufsverband.
Wartezeiten werden nicht sinken
Verbandspräsident Prof. Dr. Jan Löhler befürchtet, dass im Ergebnis nicht mehr Operationen stattfinden, sondern weitere Operateure ihre Zulassung zum ambulanten Operieren zurückgeben werden. „Damit leistet die Politik den betroffenen Kindern einen Bärendienst. Die Wartezeiten werden nicht sinken, sondern steigen“, so Löhler.
Problematisch ist zudem, dass ambulante HNO-Eingriffe und insbesondere HNO-Kinderoperationen bei Betreibern von OP-Zentren als unwirtschaftlich gelten und entsprechende Verträge zwischen Operateuren und OP-Zentren auf Abruf stehen: „Das Asklepios-Krankenhaus in Hamburg hat im letzten Jahr den Vertrag mit den HNO-Operateuren vor Ort gekündigt. Damit sind die Wartezeiten auf einen Schlag um mehrere Monate gestiegen. Mittlerweile herrscht in der gesamten Region Versorgungsnotstand. Zahlreiche ähnliche Beispiele sind aus dem restlichen Bundesgebiet bekannt. Auch die Krankenhäuser können die Versorgung längst nicht mehr stemmen und haben die Politik um Hilfe gebeten“, erklärt Löhler. Es gebe jedoch auch im Lager der Krankenkassen durchaus Akteure, die mit den HNO-Ärzten an Lösungen vor Ort arbeiteten.
Knapp 80.000 Menschen unterschreiben Petition
Der HNO-Berufsverband hat in den letzten anderthalb Jahren zahllose Interviews gegeben, Gespräche mit Politikern, Vertretern von Krankenkassen und der ärztlichen Selbstverwaltung geführt sowie in einer Online-Petition knapp 80.000 Unterschriften gesammelt. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. „Für die Gesundheit der Kinder und die Not der betroffenen Familien interessiert sich niemand ernsthaft – allen voran nicht der GKV-Spitzenverband, der mit einer Diffamierungskampagne über die Kolleginnen und Kollegen hergezogen ist. Dem Kassenverband sind die Kinder egal“, kritisiert Löhler. Unter diesen Voraussetzungen habe der Protest keinen Sinn mehr und werde beendet.