Verkehrslärm ist nicht nur störend, sondern kann auch körperlich krank machen. Bei chronischer Lärmexposition können Schlafstörungen, Herz- und Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen auftreten. Zudem wurden in Studien kognitive Beeinträchtigungen, psychische Erkrankungen und nachteilige Auswirkungen auf Schwangerschaften nachgewiesen. Die stärksten Belege liegen bisher für einen Zusammenhang zwischen Umweltlärm, insbesondere Straßenverkehrslärm, und der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Lärm löst gefährliche Kettenreaktion aus
Vermutlich kann sich jeder vorstellen, wie anstrengend es ist, wenn alltägliche Aktivitäten wie die Kommunikation, die Arbeit und vor allem der Schlaf wiederholt gestört werden. Eine längerfristige Belastung mit Umgebungslärm kann eine anhaltende Stressreaktion auslösen. Diese kann zur Ausschüttung von Stresshormonen und in der Folge zu einem Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks führen. Diese durch Lärm ausgelöste Kettenreaktion kann schließlich das Sterberisiko erhöhen. Die Autoren der Studie schätzen, dass in Europa jedes Jahr rund 3.600 Menschen an lärmbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben.
Diese Zahlen hat ein Forscherteam vom Institute for Global Health (ISGlobal) in Barcelona ermittelt. Dazu wurden Daten zur Lärmexposition der Bevölkerung in 724 Städten und 25 Ballungsgebieten von 25 EU-Ländern in Beziehung gesetzt. Grundlage bildete die Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union (2002/49/EG), die die Städte zur Erfassung der Geräuschbelastung verpflichtet. Zur Berechnung der vermeidbaren Todesfälle nutzten die Wissenschaftler die Datenbank Eurostat. Die Studie konzentriert sich auf den Straßenverkehrslärm. Belastungen durch andere Lärmquellen wie Flug- und Bahnverkehr wurden nicht berücksichtigt.
Sofia ist die lauteste Stadt in Europa
Insgesamt waren in den betreffenden Städten und Ballungsgebieten 59,9 Mio. Erwachsene einem Straßenverkehrslärmpegel von über 55 dB ausgesetzt. Dieser Wert entspricht dem Geräuschpegel einer belebten Wohnung. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, kann konzentriertes Arbeiten oder Ruhezeiten jedoch massiv stören. Die Weltgesundheitsorganisation stuft diesen Wert als bedenklich für die Gesundheit ein.
Am lautesten ist es der Studie zufolge in Sofia. Dort sind 99,8 Prozent der Bevölkerung durchschnittlich einem Lärmpegel von 55 dB und mehr ausgesetzt. Lärmhauptstadt in Deutschland ist Hagen (80,7 Prozent), den niedrigsten Wert hat hierzulande Kassel (16,2 Prozent).