Allergien

Allergietherapie der Zukunft

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Junge Frau in der Stadt mit allergischem Schnupfen
Dragana Gordic / Adobe Stock

Immer mehr Menschen leiden an allergischen Erkrankungen. Für das deutsche Gesundheitswesen bedeutet dies eine große Herausforderungen. Um den Anstieg zu bremsen, werden präventive Therapieansätze in Zukunft eine größere Rolle spielen.

Die Zunahme allergischer Erkrankungen hat verschiedene Ursachen. Wichtige Faktoren sind die zunehmende Urbanisierung sowie der Klimawandel, durch den sowohl die Länge der Pollensaison als auch die Allergenprofile verändert werden. Am häufigsten tritt ein allergischer Schnupfen (Rhinitis) auf, von dem mittlerweile etwa jeder fünfte Deutsche betroffen ist. Menschen, die in Städten leben, kommen weniger mit reizauslösenden Stoffen, wie Gräser- und Baumpollen oder Tierhaaren, in Berührung. Dadurch gerät das Immunsystem schneller aus dem Takt. Aber auch Umweltgifte, wie Auto- oder Industrieabgase, sowie aus anderen Regionen eingeschleppte Pflanzenarten, können das empfindliche Ökosystem stören und Allergien begünstigen.

Bei Beschwerden zum Facharzt

Bei allergischen Beschwerden ist es auf jeden Fall ratsam, einen allergologisch versierten Facharzt zu konsultieren. Fachleute gehen davon aus, dass der Bedarf an Diagnostik- und Behandlungsmethoden durch allergologisch tätige HNO-Fachärzte in Zukunft steigen wird und die Behandlungskapazitäten ausgebaut werden müssen. Künstliche Intelligenz, Big Data und personalisierte Behandlungen könnten die Patientenversorgung dabei bald unterstützen.

Bereits jetzt ist in deutschen HNO-Facharztpraxen die molekulare Allergiediagnostik als Standard verbreitet. So kann gezielt das individuelle molekulare Allergenprofil der Patienten bestimmt werden, um sowohl die krankheitsauslösenden Allergene von Kreuzreaktionen zu unterscheiden als auch eine personalisierte Therapiestrategie auszuwählen. In Zukunft können personalisierte Immunprofile erstellt werden, die über Biomarker bestimmt werden, um die Erfolgschancen des Patienten bei der allergenspezifischen Immuntherapie optimal vorhersagen zu können.

Therapietreue erhöhen

In Deutschland steht bereits jetzt eine breite Palette sehr sicherer und wirksamer Allergiepräparate zur Auswahl. So wurden Präparate für Gräser-, Baumpollen- oder Hausstaubmilbenallergiker zugelassen, deren Effektivität in klinischen Studien von höchster wissenschaftlicher Güte nachgewiesen werden konnte. Patientinnen und Patienten, bei denen eine Allergie festgestellt wurde, müssen sich allerdings auf eine langfristige Therapie einstellen. Bislang brechen leider viele Patienten die Behandlung vorzeitig – also vor Abschluss der dreijährigen Therapiephase – ab. Um die Therapietreue zu erhöhen, könnten künftig digitale Tools, wie mobile Apps und Telemedizinplattformen, zum Einsatz kommen. Sie bieten die Möglichkeit, Patienten an die Therapie zu erinnern oder eine engmaschige Kommunikation mit den behandelnden Ärzten zu ermöglichen.

Gleichzeitig wird an neuen Behandlungsansätzen für die allergische Rhinitis geforscht. Insbesondere über die Immunologie eröffnen sich vielversprechende therapeutische Ansätze. So befinden sich monoklonale Antikörper, die Symptome der allergischen Rhinitis kontrollieren, bereits in breiter klinischer Erprobung.

KI und Big Data

Auch der Einsatz neuer Technologien zeichnet sich für die Zukunft ab: Künstliche Intelligenz und Big Data bieten konkrete Anwendungsmöglichkeiten für die HNO-Facharztpraxis von morgen. Ziel ist es, personalisierte Behandlungsansätze zu finden und die Hyposensibilisierung mit weiteren medikamentösen Therapieansätzen bestmöglich kombinieren zu können.

Um den Anstieg der „Allergieepidemie“ abzubremsen, werden in der Zukunft darüber hinaus präventive Therapieansätze von großer Bedeutung sein. Hierbei geht es vor allem darum, gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren und Allergenquellen zu vermeiden. Um die Kontrolle über allergologische Erkrankungen im deutschen Gesundheitswesen zu behalten, werden die allergologisch tätigen HNO-Fachärzte in Zukunft noch enger mit den anderen allergologischen Fachdisziplinen zusammenarbeiten müssen. Nur so wird es gelingen, präventive Strategien, Diagnostik und Therapie in der Bevölkerung umzusetzen und den betroffenen Patienten als primäre Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.